therapeutisches Zeichnen trifft Gesprächstherapie nach Rogers

 

 
Therapeutisches Zeichnen profitiert enorm von dem klientenzentrierten Ansatz, wie es die Gesprächstherapie nach Rogers lehrt.
 
In diesem Kurs werden sowohl das Zeichnen einer Situation oder eines Konfliktes, den der Klient mitbringt, als auch die mitfühlende, ehrliche und akzeptierende Zuwendung nach der Gesprächstherapie theoretisch und praktisch geübt. 
 
Beide Verfahren können sowohl in der Beratung als auch in der Psychotherapie verwendet werden.
Sie sind hilfreich bei Kindern wie auch bei Erwachsenen.
Künstlerische Zeichenkenntnisse sind überhaupt nicht vonnöten. Sie sind - was die Zeit für das Erstellen der Zeichnung angeht – eher ein Handikap. Künstler brauchen für ihre Zeichnungen meist wesentlich länger.
 
Wer mehr über sich erfahren will und sich auf ein solches Zeichnen einlässt, wird tiefere Einblicke in sein Selbst gewinnen.
Auch konfliktbehaftete Konstellationen  werden mit der Zeichnung auf einer nonverbalen Ebene dargestellt.
 
In beiden Fällen wird nach dem Erstellen  über die Zeichnung gesprochen und die inneren Bezüge werden herausgearbeitet. Was ist emotional bedeutsam? Was ist geistig (gemäß des rationalen Verstandes) gewichtig? Und was sagt meine Zeichnung über mein körperliches Befinden aus?
 
Auch vorbereitend, also prophylaktisch, kann mit dem Ansatz des therapeutischen Zeichnens und dem Deuten nach der Gesprächstherapie  gearbeitet werden.
Sei es als Vorbereitung für ein schwieriges Mitarbeitergespräch oder die anstehende Auseinandersetzung mit einem Nachbar.
 
Therapeutisches Zeichen basiert auf Bildern des Unbewussten, die sich in jeder Zeichnung finden lassen und die die Deutung stark bestimmen.
 
Carl Rogers, der Begründer der Gesprächstherapie trägt für die Deutung seine Werkzeuge der Akzeptanz, der Kongruenz (Echtheit) und der Empathie (Mitgefühl) bei.
 

 Ein inniger Kuss verbindet diese beiden Menschen: Die Arme halten sich zärtlich. Alle Auferksamkeit wendet sich dem Gegenüber zu.

eine  künstlerischen Darstellung inniger Nähe
 
Hier ist keine Zeichnung, sondern ein Mosaik im Hochzeitsturm in Darmstadt zu sehen.
Die Augen sind geschlossen, die zwei Küssenden geben sich hin und die Arme umfassen sich zärtlich.
Das Werk strahlt eine ausnahmslose Zuwendung für den Anderen aus.
Auch in therapeutischen Zeichnungen kommt der Kuss als Symbol vor. Er kann - wie hier zu sehen - etwas Positives, aber auch etwas Konfliktbehaftetes oder Negatives (zum Beispiel Grenzüberschreitung) verkörpern.
 
 
der Anfang des Zeichnens
 
Wir haben als Kinder alle gezeichnet: Ein Baum ist ein Baum, ein Haus ist ein Haus, die Mama ist die Mama und der Papa der Papa. Es gab keine Zweifel an der Bedeutung und kein Verzagen, ob des künstlerischen Wertes. Es war der Ausdruck meiner Welt, so wie ich sie gerade sehe. Und das geschah in einer  Sprache neben der verbalen Sprache.
 
So darf es auch im therapeutischen oder beratenden Setting sein: Ich beschreibe meine Welt in Bildern, so wie sie sich mir gerade jetzt zeigt.
 
Wie meine Körpersprache ohne Worte spricht, spricht auch eine Zeichnung ohne Worte zu mir selbst und natürlich zu dem anwesenden Therapeuten bzw Berater. Meine Zeichnung kann mir neue Aspekte meines inneren Seins und meines Eingebettetseins in die Welt enthüllen.
 
 
Ich kann nicht zeichnen!
 
Eine der ersten Reaktionen, wenn ich therapeutisches Zeichnen in der Praxis als ergänzenden Therapieansatz vorschlage, ist 'Ich kann nicht zeichnen'.
 
Damit ist gemeint, 'ich kann nur sehr kindlich zeichnen, aber lieber wäre es mir, wenn etwas künstlerisch Hochwertiges dabei herauskommt'.
 
Dabei ist die einzige Bedingung beim therapeutischen Zeichnen, dass eine gegenständliche Skizze herauskommt. Es ist unerheblich, ob die Zeichnung nun von einem Künstler ästhetisch sehr ansprechend in über einer Stunde gezeichnet wurde ist oder von einem Durchschnittszeichner sehr einfach in zehn Minuten angefertigt wurde.
 
Es kommt  auf ganz andere Schwerpunkte an:
Ähnlich wie bei der  Gestalttherapie oder dem Familienstellen sind in der Zeichenaufgabe "Zeichne deine Familie und jeder soll etwas tun" oft Beziehungen der dargestellten Personen untereinander zu erkennen, die uns gar nicht so bewusst sind.
 
Unter Beziehungen wird hier jede Form von Kontakt verstanden – also zum Beispiel Anziehungen und Ausgrenzungen, Nähe und Ferne, Zuneigungen und Ablehnungen, Liebe und Hass.
Die Zeichnung spricht zu dem Klienten und dem Therapeuten/Berater von einer anderen Ebene her – nämlich dem Unbewussten.
 
 
Brennpunkte
 
In jeder Zeichnung, so einfach sie uns auf den ersten Blick auch erscheinen mag, gibt es Schwerpunkte oder besser Brennpunkte.
In einem solchen Brennpunkt fokusiert sich ein bestimmter Aspekt.
 
Zum Beispiel erstellte eine Klientin in der Zeichnung ihr häusliches Ambiente: Alle Räume waren schön zu sehen und auch andere Mitglieder ihrer Familie und ebenfalls die Klientin selbst. Aber sie hatte "vergessen", sich den Boden unter ihre
Füße zu zeichnen und schwebte oder hing förmlich in der Luft.
Darauf angesprochen war es nun leichter, das Thema "Wo stehe ich im Leben und wie fest stehe ich auf dieser Erde?" anzugehen. Es lag ja schwarz auf weiß vor uns, dass unter ihren Füßen sich ein Loch auftut.
Irgendetwas zieht ihr den Boden unter den Füßen weg.
 
Andere Brennpunkte können zum Beispiel sein:
Achsen in einer Zeichnung,
Bewegungen der dargestellten Personen,
Farbauswahl,
alles Zählbare
und sogenannte archaische Symbole, die wir alle von klein auf kennengelernt haben.
 
 
Gesprächstherapie nach Rogers
 
Das Kostbare, was Carl Rogers entwickelt hat, ist die Zentrierung auf den Klienten. Wie sieht dieser sein Bild, seinen Konflikt oder sein Leben.
Der Therapeut/Berater gibt nicht sein Lebenswissen weiter und der Klient muß nur die Vorgaben befolgen, sondern es wird eine Hilfe angeboten, das eigene Tun und Sein, besser und tiefer zu verstehen.
 
Eine Zeichnung wird deshalb gemeinsam mit dem Klienten besprochen. Dabei legt der Berater oder Therapeut seinen Klienten nicht auf eine bestimmte Deutung fest. Dem Klienten werden Aspekte, die sich in dem Bild zeigen, angeboten und im gemeinsamen Gespräch wird dann  herausgefunden, ob der Klient sie wiedererkennt und was das für ihn bedeutet. Es wird klientenzentriert gearbeitet.
 
Oft zeichnet sich der Klient seine Antworten in seine Zeichnung mit hinein und durch die gemeinsame Betrachtung gelangt er zu einer umfassenderen Sehweise auf seine Situation.
 
 
der Ablauf einer Sitzung mit einem Klienten
 
Zu Beginn zeichnet der Klient selbstständig seine ihm wichtige Situation. Der Berater oder Therapeut ist im Raum anwesend und hilft mit kurzen Tipps, wenn nötig. Der Klienten wird gebeten, Menschen und Objekte gegenständlich zu zeichnen.
Es geht um das szenische Erfassen eines Konfliktes oder Problems. Jeder Konflikt, jede Sorge ist eingebetet in einen Kontext aus meinen Qualitäten, aus meinen Untugenden, aus meinen Hoffnungen und meinem Umfeld. Daraus ergibt sich quasi ein Theaterstück (oft auch eine Drama), wovon in der Zeichnung eine Szene festgehalten wird.
 
Anschließend wird in einem gemeinsamen Gespräch zwischen Klient und Berater bzw Therapeut die Zeichnung besprochen.
 
 
ein Beispiel
 
Im nachfolgenden Bild scheinen beide Partner einen gleich großen Anteil an dem gemeinschaftlichen Lebensraum (DinA 4 Papier) zu besitzen.
Eine Diagonale teilt das Bild von links unten nach rechts oben in zwei Dreiecke. Der Mann sitzt in einem grünen Stuhl und liest. Die Frau fährt auf der Diagonalen Fahrrad. Fast scheint es eine Art Hochseilakt zu sein.
 
Sein Kopf überragt die Trennlinie, ihr Kopf ist nicht zu sehen. Zwischen beiden steht ein Herz, welches sich aber mehr auf ihrer Seite der Trennlinie befindet.

 


In diesem Bild wird die Beziehung aus der Sicht des Mannes gezeigt.
Er zeichnet seine Beziehung und hat sich und seine Partnerin wiedergegeben. Sein Kopf - symbolhaft oft als Stellvertreter für den Geist, den Verstand oder  die Ratio - ist vorhanden. Ihrer hingegen fehlt. Das scheint nicht ihrer beider Ebene zu sein auf der sie kommunizieren.
Auf der geistigen oder rationalen Ebene scheinen beide Partner also zu differieren. Hier liegt ein Hinweis auf mögliche Konflikte vor.
Einmal durch die markante Trennlinie, aber auch darin, dass der Mann sein Feld mit seinem Verstand verlässt und in das Feld der Partnerin eingetreten ist.
Ein auffälliges Herz zeigt die emotionale Nähe zwischen beiden. Es scheint sich hier um einen zentralen und vielleicht auch stabilisierenden Bereich in der Beziehung zu handeln.
Dieses Herz ist eindeutig in dem Feld der Frau zu sehen. Es bezieht sich auf beide Partner, scheint aber mehr von ihrem Feld aus seinen Ursprung zu nehmen. Das könnte die Qualität der hier dargestellten Frau sein.
 
Im Handlungsbereich hat jeder sein eigenes Tun. Gibt es für beide auch ein gemeinsames Tun zwischen Hochseilradfahren und Lesen? So eine richtige Schnittmenge ist zwischen den zwei Aktivitäten ja nicht leicht einsehbar.
 
Wenn der Klient durch die akzeptierende, wertschätzende und ehrliche Art des Beraters oder Therapeuten unterstützt, seine Muster des Denkens, Fühlens und Verhaltens besser erkennt, passiert Veränderung wie von alleine. Eigenes Verhalten, was jahrelang nur in eine Richtung und Art gelebt werden konnte, kann nun modifiziert werden.
Seelisches Wachstum durch die Bewußtheit hat den Boden für eine Veränderung bereitet und von da geschieht sie ohne Anstrengung.
 
 
Auszug aus den Unterrichtsthemen
 
zu therapeutischem Zeichnen:
 
Gemeinsam mit dem Klienten wird die Ausgangsfrage für seine Zeichnung herausgefunden und formuliert.
Wir erstellen ein Wirkmodell des therapeutischen Zeichnens.
Welches sind gute Bedingungen für das Zeichnen?
Brennpunkte wie Form, Farbe, Bewegung, Zählbares oder archaische Symbole werden erarbeitet.
Es gibt regelmäßige und zahlreiche Zeichen-Übungen zur Selbsterfahrung.
Die Deutungen erfolgen dann gemeinsam in der Gruppe.
 
 
zu Gesprächstherapie nach Rogers:
 
das Bewusste und das Unbewusste
die drei Basishaltungen der Gesprächstherapie: Empathie, Kongruenz und Akzeptanz
wertschätzendes Hören des Klienten
Übungen zum Einlassen auf die Beratungs- oder Therapiesituation
 
 
Termine
 
jeweils  Dienstagsabends
von 18.30 - 21.00 Uhr
 
 
Modalitäten  
 
Die Zahlung ist bis spätestens zwei Wochen vor Kursbeginn zu tätigen und gilt  als Anmeldung. Der Eingang der Zahlung entscheidet bei begrenzter Platzzahl über die Teilnahme.
Sollte der Kurs voll sein oder nicht zustande kommen, wird die schon gezahlte Kursgebühr komplett zurückerstattet. Ein weiterer Anspruch an die Schule besteht nicht.
 
 
Dozent
 
Hp Hajo Oldenbruch
 

 
 
Kontakt
 
Patmos-Heilpraktikerschule
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